Die Motivation beginnt mit einem Ziel
Wie die Begegnung mit einem alten Mann meinem Leben eine neue Perspektive gab.
Es war ein strahlender Septembertag im Jahr 2012, als ich auf der Filzenscharte, einem Pass, der das Kitzbüheler Brixental mit dem Salzburger Oberpinzgau verbindet, eine Begegnung hatte, die mein Leben für immer verändern sollte. Wir hatten gerade ein Fotoshooting beendet, und während das Team noch die Ausrüstung zusammenpackte, ging ich ein Stück voraus zu einem Trinkbrunnen am Beginn der Scharte. Dort stand ein alter Mann mit weißem Bart und einem Mountainbike der ersten Generation mit Stahlrahmen. Trotz seines Alters strahlte er eine unglaubliche Vitalität aus. Seine Muskulatur war beeindruckend, und seine Haut war straff. Ich konnte kaum glauben, dass er die rund 1.000 Höhenmeter bis hierher erklommen hatte.
Neugierig sprach ich ihn an. Er erzählte mir, dass er 85 Jahre alt sei und erst mit 75 Jahren mit dem Mountainbiken begonnen habe. Damals hatte er Kniebeschwerden, und die Ärzte rieten ihm zu einer Operation. Doch er lehnte ab und entschied sich stattdessen für das Radfahren. Diese Entscheidung veränderte sein Leben. Seitdem gab es kaum einen Tag, an dem er nicht auf seinem Bike in den Bergen unterwegs war. Im Winter fuhr er Ski in Kitzbühel, wo er einst als Angestellter der Bergbahn gearbeitet hatte. An diesem Tag war er von Kitzbühel nach Westendorf aufgebrochen, wollte über die Filzenscharte in den Oberpinzgau und über Jochberg wieder zurück nach Kitzbühel. Ich war fassungslos. So kurz mal überschlagen waren das sicher knapp über 80 Kilometer und 1.600 Höhenmeter. Mehr, als ich jemals in einem Stück mit meinem alten Bike gefahren war.
Diese Begegnung ließ mich nicht mehr los. Der alte Mann, Alois Vötter, genannt "Stoa Lois", wurde zu meinem sportlichen Vorbild. Seine Geschichte erfüllte mich mit tiefer Bewunderung und rüttelte mich wach. Damals war ich gerade erst 47 und weit entfernt von der Fitness und Zufriedenheit, die er ausstrahlte. Doch seine Worte zeigten mir, dass es nie zu spät ist, etwas Neues zu beginnen, das Freude bereitet und körperlich fit hält. Ich beschloss, wieder mit dem Mountainbiken zu beginnen – diesmal ernsthaft und konsequent. Mein Ziel war klar: die Teilnahme an einem MTB-Marathonrennen. Ich wählte die Salzkammergut Trophy aus: Sie fand erst Mitte Juli statt, und ich hatte bis dahin genügend Zeit, mich vorzubereiten. Besonders verankerte sich das Bild der Ewigen Wand mit dem imposanten Blick auf Bad Goisern in meinem Kopf – es ließ mich voller Vorfreude auf den Event blicken. Die Strecke E mit 54 Kilometern und 1.700 Höhenmetern war ambitioniert, aber machbar. Mit regelmäßigem Training sollte ich das schaffen.
Ende Januar erhielt ich mein neues Bike aus Carbon. Bis die Radwege schneefrei waren, intensivierte ich meine Skitouren, um eine solide Grundlage zu schaffen. Im April startete ich meine erste Biketour von St. Johann in Tirol nach Waidring und zurück. Die ersten 40 Kilometer waren eine Qual, und meine Beine schmerzten so sehr, dass ich das Bike kaum in den Keller tragen konnte – ich war fix und fertig. Doch ich blieb dran. Regelmäßiges Training verlieh mir schon nach wenigen Wochen die Kraft und Ausdauer, um richtig Spaß am Fahren zu finden.
Ich wurde immer besser und fand eine tiefe Freude, ausgedehnte Touren in der Berglandschaft der Kitzbüheler Alpen zu machen. Als die zweite Juliwoche näher rückte, war ich bereit für die Salzkammergut Trophy. Die Atmosphäre am Start und während des Rennens trug mich durch jede Herausforderung. Als ich die Ziellinie überquerte, konnte ich die Tränen nicht zurückhalten – ein unglaubliches Gefühl von Glück und Erfüllung übermannte mich.
Ich war nun viel in der Region unterwegs und plante für den Herbst eine besondere Tour: in Teilbereichen jene Strecke, die Alois an dem Tag fuhr, als ich ihn auf der Filzenscharte traf. Meine Route führte mich von St. Johann aus nach Westendorf und über die Filzenscharte nach Neukirchen. Zurück wählte ich die Option, über den Mühlbachgraben hinauf zum Stangenjoch und über Kirchberg zurück nach St. Johann. Insgesamt 123 Kilometer und 2.300 Höhenmeter – eine gewaltige Herausforderung und der Höhepunkt meiner Bikesaison.
Als ich mich der Filzenscharte näherte, sah ich in der Ferne zwei Biker. Beim Näherkommen traute ich meinen Augen nicht – es war Alois mit seinem Neffen. Was für eine Freude für mich! Dieser Moment zeigte mir, wie sehr mich diese Begegnung vor einem Jahr verändert hatte. Ich hatte nicht nur eine neue Leidenschaft entdeckt, sondern auch eine völlig neue Sicht auf das Leben gewonnen: Es ist nie zu spät, etwas zu wagen, sich zu fordern und neue Wege zu gehen.
Alois Vötter, "Stoa Lois", verstarb im 96. Lebensjahr. Bis dahin habe ich ihn noch oft mit seinem Bike getroffen. Seine Inspiration lebt in mir weiter. Noch heute, mit nun 60 Jahren, bin ich ein leidenschaftlicher Mountainbiker und nutze jeden freien Tag, um mit meiner Partnerin wunderschöne Touren zu machen. Die Berge sind mein Zuhause, und das Mountainbiken ist mehr als nur ein Sport – es ist eine Lebenseinstellung. Der Alois wird mir immer in schöner Erinnerung bleiben, und ich bin dankbar für die Begegnung, die mein Leben so nachhaltig geprägt hat.



Manchmal braucht es einen besonderen Menschen, um uns auf den richtigen Weg zurückzubringen. Für mich war dieser Mensch Alois Vötter – doch Jahre später wurde es auch meine Partnerin Manuela.
Im Jahr 2021 verletzte ich mich schwer am Bein. Es fiel mir schwer, mich nach meiner Verletzung wieder zu motivieren. Genau hier kam Manuela ins Spiel. Sie ließ nicht zu, dass ich mich zurückzog, sondern forderte mich heraus – mit ihrer positiven Art, ihrem Antrieb und schließlich auch mit ihrer eigenen Begeisterung fürs Biken.
Heute teilen wir diese Leidenschaft. Gemeinsam erkunden wir die Berge, genießen die Freiheit auf zwei Rädern und erleben unvergessliche Momente in der Natur. Ohne sie hätte ich diese Zeilen vielleicht nie niedergeschrieben – und ohne sie würde ich heute vielleicht nicht mit so viel Freude in die Pedale treten. Manuela hat mir gezeigt, dass wahre Leidenschaft nicht nur darin besteht, ein Ziel zu erreichen, sondern es mit jemandem zu teilen. Und genau das macht jede Tour – egal wie herausfordernd – so besonders. 🚴♂️❤️
MTB-Marathons: Das perfekte Ziel für Abenteurer und Fitnessfans
Ein Mountainbike-Marathon fordert und fördert dich auf allen Ebenen: Steile Anstiege testen deine Kraft und Ausdauer, rasante Abfahrten deinen Mut und deine Konzentration, während die oft atemberaubende Umgebung für pure Begeisterung sorgt. Doch es ist nicht nur körperliche Stärke, die zählt – mentale Widerstandskraft ist entscheidend, um auch in langen, anspruchsvollen Passagen nicht aufzugeben. Gleichzeitig verlangt die technische Herausforderung eine präzise Fahrtechnik und muskuläre Stabilität, damit du sicher über Wurzeln, Steine und steile Kurven navigierst. Diese perfekte Kombination aus physischer und psychischer Anstrengung, gepaart mit dem unvergleichlichen Gefühl des Spirits der Rennteilnehmer und der Naturverbundenheit, macht den besonderen Reiz solcher Events aus.
Die schönsten Mountainbike-Rennen in Österreich, Bayern, Südtirol und der Schweiz
Wenn du in Österreich, Bayern, Südtirol oder in der Schweiz zu Hause bist, stehen dir viele spannende Rennen vor der Haustür zur Verfügung. Diese bieten dir die Chance, erste Erfahrungen zu sammeln oder ein langfristiges Ziel zu verfolgen.
Salzkammergut Trophy (Österreich)
Die Salzkammergut Trophy ist eines der legendärsten Mountainbike-Rennen Europas und ein absolutes Highlight für Biker. Sie führt durch die atemberaubende Berg- und Seenlandschaft des Salzkammerguts, mit Start und Ziel in Bad Goisern. Mit Strecken von 22 bis 210 km bietet sie Optionen für Anfänger bis hin zu Extremsportlern. Besonders die längste Distanz verlangt alles ab, belohnt aber mit unglaublichen Panoramen und einem unvergleichlichen Gemeinschaftsgefühl. Das Event findet im Juli statt und ist ein Muss für jeden, der die Kombination aus sportlicher Herausforderung und Naturerlebnis sucht. Mehr Infos: www.salzkammergut-trophy.at.



MTB-Marathon in Pfronten (Bayern)
Das Rennen in Pfronten führt durch die malerischen Allgäuer Alpen und bietet eine einzigartige Kombination aus flowigen Trails und knackigen Anstiegen. Mit Distanzen von 26 bis 76 km ist für jeden etwas dabei – vom Hobbyfahrer bis zum erfahrenen Marathon-Biker. Besonders beeindruckend ist die Aussicht auf die umliegenden Gipfel, die das Rennen zu einem echten Genuss machen. Mehr Infos: www.mtb-marathon-pfronten.de
Hero Südtirol Dolomites (Südtirol)
Inmitten der UNESCO-geschützten Dolomiten findet der Hero Südtirol Dolomites statt – ein Rennen, das mit seiner grandiosen Kulisse und seinen anspruchsvollen Strecken begeistert. Die Teilnehmer können zwischen 60 und 86 km wählen, wobei beide Varianten durch steile Anstiege und technische Abfahrten charakterisiert sind. Der Hero ist nicht nur ein sportliches, sondern auch ein emotionales Highlight. Mehr Infos: www.herodolomites.com
Nationalpark Bike-Marathon (Schweiz)
Der Nationalpark Bike-Marathon führt durch die beeindruckende Landschaft des Schweizer Nationalparks im Engadin und begeistert durch spektakuläre Rennstrecken für Anfänger, Familien und Profis. Er zählt zu den schönsten Bike-Events der Schweiz. Dieses Tagesrennen bietet verschiedene Streckenlängen, wobei die klassische Runde über 137 km durch die unberührte Natur ein absolutes Highlight ist. Der Mix aus technisch fordernden Abschnitten, langen Anstiegen und traumhaften Ausblicken macht das Rennen zu einem unvergesslichen Erlebnis. Mehr Infos: www.bike-marathon.com